Eine Frau aus Mariupol spricht über die Zustände im russischen Filtrationslager für illegal Abgeschobene.

Mitte März trafen Soldaten aus den von Russland besetzten Gebieten des Donbass in Mariupol ein. Sie befahlen den Frauen und Kindern ihre Unterkünfte zu verlassen. Ihnen wurde das Bleiberecht in der Stadt verweigert. Männer, einschließlich Menschen mit Behinderungen, wurden nicht abgeschoben.
Die Soldaten verlegten etwa 90 Personen in eine örtliche Schule. Am nächsten Tag wurden sie in Busse verfrachtet und in ein sogenanntes „Filtrationslager“ in eine anderen Stadt gebracht. Hier wurden illegal abgeschobene Migranten fotografiert und ihre Fingerabdrücke genommen. Sie wurden verhört und gezwungen ihre Telefone mit Passwörtern abzugeben damit das Militär ihre Daten in Computer eingeben konnte.
„Auf allen Stationen der Reise wurden wir wie Gefangene oder Kriminelle behandelt. Ich fühlte mich wie ein Kartoffelsack, der irgendwo abgeladen wird. Du hast keinen Willen. Wie kann man sich dagegen wehren? Selbst wenn es eine Fluchtmöglichkeit gäbe… es wurde alles zerstört. Man kann sich nirgendwo verstecken“, sagte eine Frau in einem anonymen Interview mit der „Washington Post“.
Ukrainer wurden über die Grenze nach Russland gebracht. Der Föderale Sicherheitsdienst trennte die Frau von den anderen und verhörte sie erneut. Eine Bewohnerin aus Mariupol musste ihnen Zugriff auf ihre sozialen Netzwerke geben. Sie versuchten auch herauszufinden, ob sie etwas über die Bewegungen der ukrainischen Truppen wusste.
In Taganrog überzeugte eine Frau das Militär, dass sie einen russischen Freund habe der bereit war ihr Schutz zu bieten. Sie weigerte sich Flüchtlingsdokumente zu unterschreiben. Schließlich überquerte sie mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrer Großmutter die EU-Grenze, um Russland zu verlassen.