Freiwillige Aus Der Kreativwirtschaft Unterstützen Die Ukraine Während Des Krieges
Inmitten des brutalen Chaos der russischen Aggression haben ukrainische Kreativschaffende ihre Leidenschaft, Intelligenz und harte Arbeit eingesetzt. Modedesigner stellen kugelsichere Westen her, um Soldaten lebend zurückzubringen.
Die Tragödie bringt uns alle zusammen und erinnert uns daran, dass wir unabhängig von unserem Beruf durch unsere Menschlichkeit vereint sind: Wir wollen ein friedliches Zuhause, dass unsere Familien in Sicherheit sind… und dass nie wieder Bomben auf unsere Städte fallen. Kreative Leute, die sich gestern noch auf Kunst oder Mode konzentrierten, versuchen heute, ihre Fähigkeiten neu zu gestalten, um ihr Land zu retten.
Alina Kotscharowska ist ein leuchtendes Beispiel — die Inhaberin einer beliebten Marke für Damenschuhe in der Ukraine. Ihr Geschäft gehörte zu der Welle von Boutiquen, die eine Renaissance der Mode im Lande einleiteten. Sie blieb in Kyjiw, als die russische Aggression begann, und verlegte sich von der Herstellung eleganter Damenschuhe auf die Herstellung von Gürteln und Kampfstiefeln, um die ukrainischen Truppen sicher und gut ausgerüstet zu halten.
Die Modeindustrie erwies sich als gut eingestellt und motiviert, die Armee und die Flüchtlinge zu versorgen.
Der ukrainische Herrenausstatter Sersch Smolin schloss sich dem Freiwilligenkorps der Territorialverteidigung an, um Tarnnetze herzustellen. Aus Stapeln seines eigenen Stoffes, zusammen mit seiner Schwester, seiner Mutter und seinen Kindern bildeten sie ein ganzes Team, um Netze für die ukrainische Armee zu weben. Andre Tan, einer der bekanntesten Modedesigner der Ukraine, hat seine Produktionsstätten im ganzen Land reorganisiert, um Kleidung für Flüchtlinge und sogar Schutzwesten für die Verteidiger herzustellen. Marija Startschak, eine Designerin aus Lwiw erzählt vom Grauen am ersten Tag des Angriffs und dann von der unglaublichen Einigkeit der Ukrainer und ihrem Willen, das Land zu verteidigen. Sie und ihr Team nähen nun kostenlos warme Kleidung und schicken sie an die Front, wo sie dringend benötigt wird.
Neben der Mode blieben viele Urbanisten und kreative Aktivisten in den großen Städten, um den Menschen vor Ort zu helfen. Das Team von Street Culture (das drei Stadtparks in Charkiw angelegt hat) blieb zurück, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in die am schlimmsten betroffenen Gebiete der Stadt zu bringen. Charkiw befindet sich seit Tagen am Rande einer humanitären Katastrophe. Der ständige Beschuss durch russische Jets und Artillerie hat viele Viertel in Schutt und Asche gelegt. Aber die Leute von Street Culture weigern sich zu gehen, weil sie wissen, wie viele Menschen Hilfe brauchen.
Die ukrainischen Dichter und Schriftsteller, die in Friedenszeiten die Identität des Landes zum Ausdruck brachten, gehören zu den aktivsten Menschen in dieser Zeit des Krieges. Der Schriftsteller Artem Tschekh, Gewinner des BBC-Preises für das Buch des Jahres 2021 (sein Roman „Wer bist du?“ beschreibt seine Kindheit in den postsowjetischen 90er Jahren), trat in die Armee ein, um sein Land zu verteidigen. „Ihr Ziel ist es, so viel wie möglich in unserem Land zu zerstören, um die Ukraine zu schwächen. Das ist einfach das absolute Böse. Es ist offensichtlich, dass unsere Ukraine für die Russen nicht existiert, und sie tun alles, um uns verschwinden zu lassen“, sagte Artem, als er seine Gedanken mit einem der Fernsehsender teilte.
Serhij Zhadan, einer der bekanntesten Dichter und Schriftsteller der modernen Ukraine, ist im vom Krieg zerrissenen Charkiw geblieben, einer Stadt, die unter ständigem und gnadenlosem russischen Beschuss steht. Serhij Zhadan hat überall in der Stadt Lebensmittel, Ausrüstung und andere Hilfsgüter an Bedürftige verteilt. Als kreativer Profi sorgt er dafür, dass die Welt den Widerstand in seiner Stadt durch Interviews mit Freiwilligen, Ärzten und Künstlern sieht. Zhadan wurde kürzlich von der Polnischen Akademie der Wissenschaften als nächster Kandidat für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.
Auch das ukrainische Kulturerbe fand seine Verteidiger. Als Marschflugkörper Kirchen und Universitäten trafen, als russisches Feuer das Museum der legendären Künstlerin Marija Prymatschenko verschlang, kamen die Ukrainer zusammen, um ihre Kulturgeschichte zu bewahren. Ein einzelner Mann rannte in das brennende Gebäude, um 14 Gemälde zu retten. Die Kulturmanagerin und Direktorin eines Lemberger Museums Olha Hontschar gründete den Fonds „Emergency Museum Assistance“, um kleine Kultureinrichtungen im ganzen Land zu unterstützen (Spenden-/Hilfsanträge nimmt die Organisation unter [email protected] entgegen).
Dies ist nur ein winziger Teil der Geschichten in einem Geflecht von Tausenden. Eine Handvoll Beispiele in einem Land mit 40 Millionen Einwohnern. Grafikdesigner, die sich der Armee anschließen, um ihre Heimat zu verteidigen. Maler, die Flüchtlinge tagelang in Sicherheit bringen. Schriftsteller, die die Wahrheit verbreiten und gegen Desinformation kämpfen…
Iwan Sсhowkopljas, Kommunikationsberater, ukrainischer Medienvolontär